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Marcel Marceau (aus dem Besitz von Heinrich Böll)

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Marcel Marceau – Lithographie (aus dem Besitz von Heinrich Böll)

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Größe 56 × 78 cm
Künstler

Heinrich Böll, Marcel Marceau

signiert

ja

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Lithographie

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Marcel Marceau

Marcel Marceau (* 22. März 1923 in Straßburg, Frankreich; † 22. September 2007 in Cahors, eigentlich Marcel Mangel) war ein französischer Pantomime. Dem Publikum war er als „Bip“ vertraut, der tragikomische Clown im Ringelhemd mit dem weiß geschminkten Gesicht, dem zerbeulten Seidenhut und der roten Blume.

Marcel Marceau wuchs in Straßburg als Sohn des jüdischen Metzgers, Vorbeters und Sängers Karl (Kalman) Mangel und der Anna geb. Werzberg[1] auf. Schon während seiner Jugend fiel er dadurch auf, dass er wenig sprach und seine Eindrücke und Ideen lieber durch Mimik und Gestik ausdrückte. Die Stummfilm-Stars wie Charlie Chaplin und Buster Keaton weckten schon früh sein Interesse für die Schauspielbühne, um die „Kunst der Stille“ (L’Art du Silence) zu seinem Beruf zu machen. Der Besuch der Schauspielschule wurde aber durch den Zweiten Weltkrieg zunächst unmöglich.

Bei Kriegsausbruch 1940 musste seine Familie fliehen. 1942 schloss sich Marcel gemeinsam mit seinem Bruder Simon (Alain) in Limoges einer Gruppe der französischen Widerstandsbewegung an, welche später Teil der Widerstandsorganisation Francs-tireurs et partisans (FTP) wurde. Hier hatte er Pässe zu fälschen.[2] Auch für sich selbst fertigte er einen Ausweis auf den neutralen Namen Marceau an und behielt ihn nach dem Krieg zur Erinnerung bei. Ab 1943 half er drei Mal, jüdische Kinder in die Schweiz zu schmuggeln. Später kämpfte er als Angehöriger der französischen Armee gegen die deutschen Besatzer. Wegen seiner guten Englischkenntnisse war er Verbindungsoffizier zur 3. US Army unter General George S. Patton.

Sein Vater Charles wurde im Februar 1944 von der Polizei des Vichy-Regimes in Limoges verhaftet, über Drancy nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.[3]
1946 begann Marcel seine Ausbildung im Pariser Sarah-Bernhardt-Theater. Seine Lehrer waren Charles Dullin und Étienne Decroux, der auch Jean-Louis Barrault unterrichtete. An der Seite von Barrault und Madeleine Renaud spielte Marceau in der Compagnie Barraults auf der Bühne den „Harlekin“ in der Pantomime Baptiste nach dem Film Kinder des Olymp. Die positive Kritik ermutigte ihn, eigene Mimodramen aufzuführen. 1947, im Alter von 24 Jahren, trat Marceau in Paris zum ersten Mal als „Monsieur Bip“ auf. In dieser Rolle, die ihn weltberühmt machte, tourte er über 40 Jahre lang um den Globus.

Die von ihm gegründete Compagnie de Mime Marcel Marceau war einzigartig auf der Welt und führte zahlreiche bekannte Theaterstücke als Mimodramen auf, u. a. Gogols Der Mantel (mit Soubeyran) und Tirso de Molinas Don Juan. Seinen internationalen Durchbruch schaffte er schließlich in der Bundesrepublik Deutschland. 1951 plante er ein viertägiges Gastspiel in Berlin, blieb dann aber für zwei Monate. Zu seinen Aufführungen kamen auch Bertolt Brecht und der Kritiker Friedrich Luft, der hinterher schrieb: „Marceau macht eine neue Kunst, das muss man gesehen haben.“ Zu dieser Zeit entstanden unter der Regie von Wolfgang Schleif auch mehrere Kurzfilme bei der DEFA mit Marceau als Hauptdarsteller.
Ähnlich erging es ihm 1955 bei seiner ersten USA-Tournee. Aus einem zweiwöchigen Gastspiel wurde eine sechsmonatige Erfolgstournee zwischen Broadway und Hollywood. In dieser Zeit lernte er auch seine Idole Charles Laughton, Buster Keaton, Stan Laurel, Oliver Hardy und die Marx Brothers persönlich kennen. Seinem größten Vorbild, Charlie Chaplin, begegnete er 1967 am Pariser Flughafen Orly. Seit den 1960er Jahren wurde er auch durch Solo-Auftritte über das Fernsehen bekannt. Im späteren Kult-Science-Fiction-Film Barbarella des französischen Regisseurs Roger Vadim aus dem Jahr 1968 spielte er den Professor Ping.

Neben seinen Tourneen und Fernsehauftritten setzte Marceau sich für die Ausbildung des künstlerischen Nachwuchses ein. 1978 gründete er mit Hilfe des damaligen Pariser Bürgermeisters Jacques Chirac die Schauspielschule École Internationale de Mimodrame de Paris, Marcel Marceau, in der als Fächer neben der Pantomime auch die mime corporel dramatique von Étienne Decroux, Schauspiel, Klassischer Tanz und Fechten angeboten wurden. Mit den besten Absolventen bildete er 1993 eine neue Truppe, die Nouvelle Compagnie de Mimodrame. Ferner gehörte er seit 1950 dem internationalen Salzburg Seminar an, das er durch mehrere künstlerisch sensationelle Benefiz-Veranstaltungen persönlich finanziell unterstützte.

Erfolg hatte Marceau auch als Maler und Zeichner. Seine Werke wurden u. a. in Deutschland, Frankreich, Japan und in den USA gezeigt. Zudem schrieb und illustrierte er mehrere Bücher, darunter Die Geschichte des Bip und Pimporello, die Geschichte eines alten Straßenmimen und dessen Zuneigung zu einem kleinen verwilderten Mädchen, eine Hommage an Charlie Chaplins The Kid.

Marcel Marceau starb im Jahr 2007 im Alter von 84 Jahren in Paris im Kreis seiner Familie, wie seine Kinder bekanntgaben. Während der Beisetzungszeremonie, zu der sich etwa 300 Personen auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise zusammenfanden, war Marceaus Hut mit der roten Blume auf einem Tisch niedergelegt worden. Der ehemalige Oberrabbiner Frankreichs René-Samuel Sirat sprach Gebete in hebräischer und in französischer Sprache.